Ich las jeden Reiseführer über die Insel, den ich finden konnte und darüber waren viele geschrieben worden. Die Vorfreude liess mich strahlen wie die Sonne, die sich auf der Insel dann leider nicht sehen liess. Genauso wie das in allen Farben beschriebene Nachtleben und die verlangenden Blicke der Gigolos. Meine Luftmatratze blieb schlaff und zusammengerollt, fühlte nie das Wasser und auch mein Badeanzug blieb trocken. Genauso wie meine Kehle, denn der Inselwein schmeckte sauer. Die Mücken waren durstig nach meinem Blut und störten meine einsamen Nächte.
Jetzt sitze ich wieder im Büro und sonne mich im Licht der Schreibtischlampe. Der braungebrannte Kollege von Büro 5 hat mich für heute abend zu sich nach Hause eingeladen. Er möchte mir die Lichtbilder seiner letzten Reise zeigen. Sie führte ihn auf meine Insel. Die interessiert mich zwar nicht mehr aber ich will jetzt endlich ihr aufregendes Nachtleben kennen lernen.
©Regula Stucki, Bern