Ich bin auf dem Weg ins Atelier und gehe der Aare entlang, dankbar für diesen wunderbaren Weg zur Arbeit. Lautes Poltern und Motorenlärm, zwei in leuchtendes Gelb gekleidete Männer werfen blaue, prall gefüllte Säcke in den Schlund eines Fahrzeugs. Ich nicke ihnen zu und wünsche einen schönen Tag. Einer von beiden grüsst zurück. Mit einem leichten Heben seiner Hand löst er in mir eine Welle aus. Ich sehe zwei strahlende Augen, einen ergrauten kurzen Bart, Brille und Wollmütze. Peng! Auf dem weiteren Weg überholen wir uns gegenseitig, der Kehrichtwagen und ich. Dann, bei der Abzweigung an der Dalmazibrücke, ein letztes Winken, ein Lächeln und weg ist er. Das ist Schicksal. Nun werde ich mich am Montag und Mittwoch in aller Früh vors Haus stellen und unsere Abfallsäcke bewachen. Bis ich ihn wiedersehe. Ich habe viel Zeit. Er ist gross und stark, ein Frühaufsteher und kein Morgenmuffel. Bestimmt ein Musiker, der sich beim Tiefbauamt seinen Lebensunterhalt verdient. Er lebt alleine, ihm ist es wohl so. Er lebt für seine Kunst. Trotzdem sehnt er sich nach der Liebe seines Lebens. Nach der Frau, die kein Haus und Garten-Typ ist, die mit ihm die Welt rockt oder einfach glücklich ist. Das bin ich! Also, wenn du einen Kehrichtmann sehen solltest, der auf dem Trittbrett links steht und zu meiner Beshreibung passt, halte ihn bitte unbedingt an und gib ihm meine Nummer!