Am Tisch sitzt ein alter Mann. Er schreibt für ein Seniorenblatt. Seine Brillengläser sind beschlagen, seine Welt zeigt sich ihm zwischen Tränenspuren und fettigen Fingerabdrücken. Die blaue Jacke trägt ein Schuppenmuster und der Kragen ist verkleckert. Die Fingernägel abgeknipst und weggebissen. In den Zwischenräumen seiner Zähne stecken die Speisereste vom Frühstück.
Der Mann schiebt einen Bissen in den Mund und erzählt zwischen Kaubewegungen aus seinem Leben. Dabei speit er Teile des Essens über Frau Huggenberger, neben die er sich gesetzt hat. Sie lehnt sich immer mehr zurück.
Alle haben sich inzwischen einem jungen Typen namens Müller zugewandt, der eine Diskussion wiedergibt, wie er sie gestern mit Kollegen geführt hat. Es ging um Kremationen, Zahnfüllungen und Herzschrittmacher, die dabei die Umwelt belasten. In den Kaminen sollten Filter installiert werden, denn am schlimmsten sei die Belastung durch die an Krebs Gestorbenen, die zu Lebzeiten Bestrahlungen erhalten hatten und jetzt zum radioaktiven Abfall werden. Eigentlich müssten sie in eine Wiederaufbereitungsanlage gebracht, anstatt verbrannt werden.
Keiner isst mehr. Nur der alte Mann führt ruhig die nächste Gabel zum Mund.
©1991 Regula Stucki, Bern
Diese Geschichte ist nicht erfunden. Sie entstand, als ich Redaktorin war und an erlebnisreichen Pressekonferenzen teilnehmen durfe …